1225 - Bastion im Grauland by Kurt Mahr

1225 - Bastion im Grauland by Kurt Mahr

Autor:Kurt Mahr [Mahr, Kurt ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Chronofossilien, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1985-02-01T01:00:00+00:00


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Fasziniert blickte Atlan über die Fläche des Weihers. Ruhiges, rotgoldenes Licht strahlte ihm entgegen. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, daß es sich bei dem Inhalt des kreisförmigen Bassins nicht um eine Flüssigkeit handeln konnte. Er hatte die Probe aufs Exempel gemacht, einen der herumliegenden Steine aufgehoben und ihn in die rotgoldene Substanz geschleudert. Der Stein versank geräuschlos. Es gab kein Platschen, keine Wellen, die sich von der Aufschlagstelle ausbreiteten. Aber selbst wenn die geheimnisvolle Materie gasförmig gewesen wäre, hätte der Eintritt des Wurfgeschosses zumindest lokale Turbulenzen auslösen müssen. Nichts dergleichen geschah jedoch. Atlan wußte inzwischen, daß es sich bei dem Inhalt des Weihers tatsächlich um Vitalenergie handelte, die pseudomaterielle Form angenommen hatte.

Twirl hatte sie hierher geführt. Die Sensoren seines mutierten Bewußtseins hatten ihm den Weg gewiesen. Eine halbe Stunde lang waren sie durch Wälder und über freies Feld gewandert. Unterwegs hatten Fonneher und Domo Sokrat erkannt, welchem Ziel der Junge zustrebte.

„Er muß den Lichtteich meinen", hatte der Haluter gesagt.

Unterwegs hatten sie Gleiter gesehen, die vom Nordwestrand des Plateaus zurückkehrten. Der Angriff der Mhuthanschen Truppen war vorüber. Die Bürger Korzbranchs kehrten zu ihrem Heim- und Arbeitsstätten zurück. Atlan hatte sich gefragt, wie es in ihren Bewußtseinen aussehen mochte. Solange der Graueinfluß sie verschonte, waren sie fest entschlossen, ihre Insel des Friedens, die Bastion inmitten des Graulands zu verteidigen.

Griff aber die Graukraft zu, wurden sie zu Kreaturen, die den Gesetzen des Graulebens unterworfen waren. Wenn dann später der Einfluß des Reallebens wieder einsetzte, verloren sie keineswegs die Erinnerung an das, was im Bann der Graukraft vor sich gegangen war. Sie wußten genau, daß sie versagt hatten - daß sie sich geweigert hatten zu tun, was ihnen zuvor als heilige Aufgabe erschienen war. Wie fanden sie sich damit zurecht? Was sie an sich selbst erlebten, war ein klassischer Fall der Schizophrenie. Wie wurden sie damit fertig?

Sie fanden die Quelle der Kraft, von der Twirl gesprochen hatte, im Innern eines Hains von luftigen, lichtgrünen Farngewächsen. Als das filigrane Gewirr der Farnwedel sich lichtete und den Blick auf die rotgoldene Oberfläche des Weihers freigab, war der Arkonide fasziniert stehen geblieben. Welches Farbenspiel! Es war in der Tat, als ob hoch über Korzbranch eine goldene Sonne leuchtete. Der Durchmesser des Weihers betrug nicht mehr als vierzig Meter. An seinem Ufer entlang zog sich der Farnwald dahin. Das lichte Grün des Waldes kontrastierte mit dem goldenen Rot und verband sich mit ihm zu einem Farbenspiel, das einem Maler, der ein Bild des Gartens Eden hätte anfertigen wollen, wohl zustatten gekommen wäre.

Still und ehrfürchtig war Twirl ans Ufer des kleinen Sees getreten und hatte hinabgeschaut in die rötlichgoldene Helligkeit. Niemand hatte ein Wort gesprochen.

Selbst der mächtige Haluter bot ein Bild kindlicher, gläubiger Andacht - obwohl er doch nach seiner eigenen Aussage „grau" war und sich von konzentrierter Vitalenergie hätte zurückgestoßen fühlen müssen.

Dann hatte Atlan den Stein aufgenommen und sein Experiment durchgeführt. Sie hatten alle erkannt, daß der Inhalt des Weihers nicht aus Flüssigkeit, nicht aus Gas noch aus sonst einer bekannten Form der Materie bestand.



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